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EU-Förderungen in Millionenhöhe

EU-Förderungen in Millionenhöhe

Drei Erlanger Forschende erhalten ERC Consolidator Grants

Ein erneuter Erfolg für die Forschenden des Universitätsklinikums Erlangen und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU): Gleich drei ERC Consolidator Grants haben sich die Erlanger Forschenden sichern können. Prof. Dr. Gerhard Krönke und Prof. Dr. Aline Bozec, beide aus der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie (Direktor: Prof. Dr. med. univ. Georg Schett) des Uni-Klinikums Erlangen, sowie Prof. Dr. Henry Dube, Inhaber des Lehrstuhls für Organische Chemie I der FAU Erlangen-Nürnberg, erhalten für ihre neuesten Projekte jeweils einen der begehrten ERC Consolidator Grants des Europäischen Forschungsrates (ERC).

Rheumatoide Arthritis in ihrer Entstehungsphase erforschen

Projektleiter Prof. Krönke möchte mit seinem Grant Rheumatoide Arthritis in der Frühphase untersuchen, um so die Entwicklung neuer Therapien zu ermöglichen. Rheumatoide Arthritis zählt zu den häufigsten entzündlichen Autoimmunerkrankungen weltweit. Die Ursache hierfür ist eine Fehlfunktion des eigenen Immunsystems, durch die es zu chronischen und schmerzhaften Gelenksentzündungen sowie Gelenksdestruktion kommt. Die Krankheit ist (noch) nicht heilbar, allerdings lassen sich die schmerzhaften Symptome mittels Therapie lindern und das Voranschreiten der Krankheit verlangsamen. „Um zukünftig bessere und innovativere Therapien zu entwickeln, müssen wir Rheumatoide Arthritis in ihrer Frühphase besser verstehen“, sagt Prof. Krönke. Mithilfe des ERC Consolidator Grants plant er deshalb, unterschiedliche neue molekulare Analyseverfahren wie Einzelzellsequenzierung und 3-D-Bildgebungsverfahren weiterzuentwickeln und zu kombinieren. Dafür stellt der Europäische Forschungsrat für die nächsten fünf Jahre zwei Millionen Euro zur Verfügung.

Prof. Krönke konnte sich im Rennen um EU-Fördermittel schon einmal durchsetzen. Der ERC bewilligte 2014 einen ERC Starting Grant in Höhe von 1,5 Millionen Euro für ein Projekt, um neue Methoden zur Untersuchung der koordinierten Phagozytose, also die Aufnahme von Partikeln in eine Zelle, und der Weiterverarbeitung von Krankheitserregern und toten körpereigenen Zellen zu entwickeln. Der gebürtige Wiener hat 2002 seinen Doktor an der Medizinischen Universität Wien erworben. Als Postdoc forschte und arbeitete Gerhard Krönke dort im Anschluss am Institut für Gefäßbiologie. Nach einem zweijährigen Forschungsaufenthalt an der University of Virginia, Charlottesville, USA, kam Dr. Krönke an das Uni-Klinikum Erlangen. Dort war er zunächst als Assistenzarzt in der Medizin 3 tätig. Seit 2009 ist er zusätzlich als Forschungsgruppenleiter im Nikolaus-Fiebiger-Zentrum für Molekulare Medizin aktiv. Seit 2013 ist er Oberarzt an der Medizin 3 und hat zudem seit 2016 die Professur für Translationale Immunologie an der FAU inne und leitet die Arbeitsgruppe Translationale Immunologie an der Medizin 3.

Langlebige Zellen in Knochen und lokale Knochenerkrankungen

Projektleiterin Prof. Bozec möchte mit ihrem Projekt neue Einblicke in den lokalen Knochenstoffwechsel ermöglichen, insbesondere wie das Osteozytensterben auf molekularer Ebene reguliert wird. Osteozyten sind langlebige Zellen innerhalb der Knochenmatrix und mit Abstand die häufigsten Zellen im Knochen. Sie steuern die mechanisch belastungsinduzierten Knochenerneuerung auf systemischer Ebene. „Wie Osteozyten absterben und wie sich dieser Vorgang auf den lokalen Knochenstoffwechsel auswirkt, ist wenig erforscht“, sagt Prof. Bozec. „Dabei sind mehrere lokale Knochenerkrankungen wie Frakturen, Osteonekrose – also das Absterben von Knochengewebe – und Arthritis durch ein verstärktes Absterben von Osteozyten und lokalen Knochenabbau gekennzeichnet.“ Mit ihrem Projekt zielt sie darauf ab, das Osteozytensterben und den molekularen Zusammenhang zwischen Osteozytensterben und der Stimulation von knochenabbauenden Zellen im Zusammenhang mit lokalen Knochenerkrankungen wie Frakturen, Osteonekrose und Arthritis zu charakterisieren. Dafür stellt der Europäische Forschungsrat für die nächsten fünf Jahre mehr als zwei Millionen Euro zur Verfügung.

Aline Bozecs wissenschaftliche Laufbahn begann 2001 mit dem Abschluss ihres Masterstudiums in Biochemie in Lyon, Frankreich. Die Promotion erfolgte 2004, ebenfalls an der Universität Lyon, und wurde vom französischen Ministerium für Bildung und Forschung ausgezeichnet. Nach weiteren Forschungsstationen in Wien und Madrid kam sie 2011 als Emmy-Noether-Nachwuchsgruppenleiterin an die FAU und wurde auf die eigens eingerichtete Professur für Osteoimmunologie berufen. Hier war sie maßgeblich an der Einrichtung des Sonderforschungsbereichs 1181 „Schaltstellen zur Auflösung von Entzündung“ beteiligt und leitete ein Teilprojekt im DFG-Schwerpunktprogramm „Osteoimmunology“. 2016 wurde ihr der mit 20.000 Euro dotierte Heinz Maier-Leibnitz-Preis verliehen. Im Jahr 2018 habilitierte sie an der FAU und hat seit 2019 die Professur für Experimentelle Immuntherapie inne.

Schalter für molekulare Maschinen

Prof. Dr. Henry Dube, Lehrstuhl für Organische Chemie I, ist ein Ingenieur der besonderen Art: Er baut molekulare Maschinen. Die Herausforderung: Miniaturisiert man Technologie auf Molekülgröße, stellt sich die Frage, wie sich auf molekularer Ebene überhaupt noch Informationen verarbeiten lassen und die Technologie sich letztlich bedienen lässt. Dabei hat sich ein Ansatz aus der Photochemie bewährt: Bescheint man ein Molekül mit Licht, bewegt es sich von einem Zustand A in einen Zustand B – und dient auf diese Weise als „Photoschalter“. Prof. Dube arbeitet daran, Photoschalter zu bauen, die nicht nur in zwei, sondern in eine Vielzahl von Schaltzuständen versetzt werden können, also eine höhere Informationsdichte haben. Molekulare Maschinen könnten damit für viel komplexere Aufgaben eingesetzt werden und viel präziser arbeiten als bisher. Materialien etwa könnten auf diese Weise verschiedene Eigenschaften annehmen oder Robotiksysteme feinste Greifbewegungen ausführen.

Wie genau aber kommt ein Molekül von einem Zustand in den anderen? In den von Prof. Dube untersuchten Systemen finden winzige Bewegungen innerhalb des Moleküls statt, es rotieren beispielsweise Molekülteile gegeneinander. Sein Ziel: diese Bewegungen kontrollieren zu lernen. Auf diese Weise erhielte er winzige Einheiten, die sich gerichtet bewegen lassen, und er könnte so molekulare Maschinen konstruieren, die – wie eine kleine Nanofabrik – ihrerseits bestimmte neue Moleküle zusammenbauen. Erstmals ließen sich damit Stoffe mechanisch herstellen – ein Vorgang, für den in anderen Zusammenhängen etwa katalytische Reaktionen eingesetzt werden. Das Anwendungsspektrum wäre immens – von neuartigen Polymeren bis Energiespeichern. Dafür stellt der Europäische Forschungsrat für die nächsten fünf Jahre fast zwei Millionen Euro zur Verfügung.

Henry Dube studierte an der Philipps-Universität Marburg und an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München Chemie. 2008 promovierte er an der ETH Zürich in der Schweiz über das Thema „Synthetische Modelle für Hämproteine“. Nach einem dreieinhalbjährigen Forschungsaufenthalt am Scripps Research Institute in La Jolla, USA, kehrte er an die LMU zurück, wo er zuletzt Leiter einer Emmy-Noether-Forschungsgruppe war. 2019 erhielt er einen Ruf an die Universität zu Köln, entschied sich dann jedoch, den Ruf auf die W3-Professur für Organische Chemie an der FAU anzunehmen.

Quelle: uni | mediendienst | forschung Nr. 87/2020

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Gerhard Krönke
Telefon: 09131 85-39379
E-Mail: gerhard.kroenke(at)uk-erlangen.de

Prof. Dr. Aline Bozec
Telefon: 09131 85-29002
E-Mail: aline.bozec(at)uk-erlangen.de

Prof. Dr. Henry Dube
Telefon: 09131 85-65571
E-Mail: henry.dube(at)fau.de